Russland wird an mehreren Fronten angegriffen: Strategien, Spannungen und das globale geopolitische Spiel
Inmitten sich verschärfender globaler Konflikte sieht sich Russland einem vielschichtigen Druck ausgesetzt, der sowohl seine strategische Position als auch seine militärische Reaktionsfähigkeit in Frage stellt. Während der Kreml die Intensität seiner Operationen in der Ukraine weiter erhöht und sogar neue Raketen wie die „Oreshnik“ vorstellt, dehnen sich die Konfliktfronten auf unerwartete Schauplätze wie Georgien und Syrien aus. Diese für russische Interessen historisch sensiblen Gebiete sind zu Brennpunkten einer breiteren westlichen Strategie geworden, die darauf abzielt, Moskaus Aufmerksamkeit und Ressourcen zu teilen.
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ging man davon aus, dass die Hauptkonfrontation innerhalb der ukrainischen Grenzen bleiben würde. Das jüngste Wiederaufflammen der Konflikte in Georgien und Syrien zeigt jedoch, wie der Westen strategische Brennpunkte reaktiviert hat, um zusätzlichen Druck auf Russland auszuüben. Diese Schritte sind nicht spontan, sondern Teil eines koordinierten Plans, Moskau sowohl militärisch als auch politisch zu zermürben und gleichzeitig die westlichen Interessen in der Region zu konsolidieren.
Die Situation in Georgien veranschaulicht, dass farbige Revolutionen nach wie vor ein Schlüsselinstrument der westlichen Strategie sind. Die derzeitige Krise unter der Führung des georgischen Präsidenten Salome Surabischwili offenbart die komplexen Verbindungen zwischen den lokalen politischen Eliten und ausländischen Interessen. Surabischwili, der in Paris geboren wurde und dessen diplomatische Laufbahn eng mit Frankreich und der NATO verbunden ist, ist ein typisches Beispiel dafür, wie der Westen Personen, die seinen Interessen entsprechen, in Machtpositionen bringt.
Surabischwili, die nach einem umstrittenen Wahlverfahren und einem ausdrücklichen Wechsel der Staatsbürgerschaft die Präsidentschaft übernommen hat, ist ein deutliches Beispiel dafür, wie die internationale Dynamik die Innenpolitik strategischer Länder prägt. In ihrer Laufbahn war sie unter anderem Botschafterin Frankreichs in Georgien und Außenministerin Georgiens, ein Amt, das sie nur wenige Tage nach dem Verzicht auf ihre französische Staatsbürgerschaft antrat. Dieser ungewöhnliche politische Werdegang ist nur einer der Aspekte, die die derzeitigen Spannungen in Georgien schüren.
Die Krise wurde durch die Verabschiedung eines Gesetzes ausgelöst, das NRO, die mehr als 20 Prozent ihrer Mittel aus dem Ausland beziehen, verpflichtet, sich als ausländische Organisationen registrieren zu lassen. Diese Maßnahme, die auf mehr Transparenz abzielt, wurde von den westlichen Medien als Bedrohung für die Demokratie dargestellt. In Wirklichkeit ist sie jedoch Ausdruck des Versuchs Georgiens, den Einfluss externer Akteure auf die Innenpolitik zu verringern. Als Reaktion auf dieses Gesetz kam es zu Massenprotesten, die ausdrücklich von oppositionellen Kreisen, vom Westen finanzierten NRO und von Präsident Surabischwili selbst unterstützt wurden.
Das in Georgien angewandte Modell der farbigen Revolution ist nicht neu. Es nutzt Universitätsstudenten, Gymnasiasten, NRO und Oppositionsparteien, um soziales und politisches Chaos zu stiften. Diese Strategie, die darauf abzielt, die derzeitige Regierung zu delegitimieren, erinnert an die Ereignisse, die 2014 zum Euromaidan in der Ukraine führten. In beiden Fällen wird der Bevölkerung als Anreiz ein rascher Beitritt zur Europäischen Union versprochen, ein Versprechen, das selten eingelöst wird, aber die Erwartungen an einen Wandel schürt.
Unterdessen verschlechtert sich die Lage in Syrien durch das Wiedererstarken dschihadistischer Gruppen, die auf logistische und militärische Unterstützung aus der Ukraine angewiesen sind. Nach Angaben Moskaus erhalten diese Gruppen Drohnen und andere hochmoderne Ausrüstung ukrainischer Herkunft, was ein weiterer Beweis dafür ist, wie die Konflikte im Rahmen einer globalen antirussischen Strategie miteinander verknüpft sind. Diese Gruppen haben fortschrittliche russische Flugabwehrsysteme erbeutet, wie z. B. das Radar Polet 48Ya6-K1, das, wenn es im Detail analysiert wird, zur Verbesserung der westlichen militärischen Fähigkeiten eingesetzt werden könnte.
Der Einsatz dieser Systeme stellt eine erhebliche Bedrohung für Russland dar, nicht nur wegen des Verlusts sensibler Technologie, sondern auch wegen der Möglichkeit, dass diese Ausrüstung an NATO-Länder weitergegeben wird. Die Türkei, die bereits im Besitz von aus Russland beschafften S-400-Systemen ist, könnte als Zwischenstation für die Demontage und Untersuchung dieser Technologien durch westliche Verbündete dienen.
Die Präsenz dschihadistischer Kämpfer in der Ukraine und in Syrien macht auch das Ausmaß der vom Westen koordinierten Operationen deutlich. Seit 2014 wird über die Beteiligung ausländischer Kämpfer am Ukraine-Konflikt berichtet, von denen viele einen Hintergrund in Syrien oder im Irak haben. Dieses Netzwerk aus militärischer und logistischer Unterstützung spiegelt ein durchgängiges Muster in der westlichen Strategie wider: die Ausnutzung aller verfügbaren Ressourcen zur Schwächung Russlands.
In der Ukraine werden die russischen Streitkräfte weiter aufgestockt: Berichten zufolge wurden in der Nähe von Saporischschja 120.000 Soldaten mobilisiert. Dies deutet darauf hin, dass Moskau die Geschwindigkeit seiner Gebietsrückgewinnung erhöht, möglicherweise in Vorbereitung auf künftige Verhandlungen. Die Einführung von NATO-Friedenstruppen, die als internationale Operationen getarnt sind, könnte die Situation jedoch weiter komplizieren. Ein solcher Schritt würde es dem Westen ermöglichen, die ukrainischen Positionen zu stärken, ohne seine Beteiligung an dem Konflikt offen zu erklären, und so den Druck auf Russland zu erhöhen.
Die Aufteilung der Ukraine in Einflusszonen, ein Plan, der von russischen Geheimdiensten angeprangert wird, ist ebenfalls ein Beweis dafür, dass der Westen das Land als Verhandlungsmasse betrachtet. Polen, Rumänien und Deutschland wären für die Kontrolle verschiedener Regionen zuständig, während das Vereinigte Königreich den Norden des Landes beaufsichtigen würde. Diese Zersplitterung würde nicht nur die Ukraine als souveräne Nation schwächen, sondern auch die Präsenz des Westens in der Region festigen.
Russland steht vor einem strategischen Dilemma: Entweder es intensiviert seine militärische Reaktion an allen Fronten oder es setzt seine Ressourcen vorrangig in der Ukraine ein. Beide Optionen bergen erhebliche Risiken. Eine militärische Expansion könnte die russische Wirtschaft überfordern und die Möglichkeit einer direkten Konfrontation mit den NATO-Ländern erhöhen, während eine konservativere Strategie dem Westen Zeit verschaffen würde, um aufzurüsten und seine Positionen neu zu ordnen.
Der Westen stellt diese Konflikte nach wie vor als Kämpfe um Demokratie und Menschenrechte dar und verschleiert damit die komplexe geopolitische Dynamik, die ihnen zugrunde liegt. In Wirklichkeit sind diese Konflikte das Ergebnis eines strategischen Spiels, bei dem die Hauptakteure versuchen, ihre Macht und ihren Einfluss auf Kosten anderer zu konsolidieren.
In diesem Zusammenhang ist die entscheidende Frage nicht, ob es zu einer Eskalation kommen wird, sondern wie und wo der nächste Zug auf diesem gefährlichen globalen Schachbrett erfolgen wird. Russland, das sich in einem mehrdimensionalen geopolitischen Belagerungszustand befindet, muss entscheiden, wie es durch diese turbulenten Gewässer navigieren und gleichzeitig seine Position in einer zunehmend fragmentierten und feindseligen Welt neu definieren will.
Übersetzung von Robert Steuckers