Von Machiavelli zu Schmitt: Politischer Realismus wird wiedergeboren
Wer ist Antoine Dresse, alias Ego Non?
Antoine Dresse, geboren 1996 in Lüttich, Belgien, studierte Philosophie in Brüssel. Während seiner Schulzeit studierte er Englisch, Deutsch und Russisch. Im Alter von 18 Jahren, bevor er mit dem Studium begann, verbrachte er mehrere Monate in Heidelberg, Deutschland, und in Sankt Petersburg, Russland, um seine Sprachkenntnisse zu vervollkommnen.
Heute betreibt Antoine Dresse den YouTube-Kanal mit über 29.000 Abonnenten, betitelt Ego Non („Auch wenn alle anderen, ich nicht“), der sich der politischen und moralischen Philosophie widmet, und trägt regelmäßig zur Publikation Éléments bei. Er ist Autor mehrerer Werke, darunter La Guerre des civilisations: Introduction à l’œuvre de Feliks Koneczny, veröffentlicht im Jahr 2025. In diesem Werk analysiert Dresse das politische Denken des polnischen Philosophen Feliks Koneczny und dessen Zivilisationstheorie.
Er hat auch zusammen mit Clotilde Venner, der Ehefrau des verstorbenen Dominique Venner, À la rencontre d'un cœur rebelle mitverfasst. Zusätzlich trug er als Verfasser des Vorworts zu Definitions: The Texts That Revolutionized Nonconformist Culture bei, geschrieben von Giorgio Locchi und kürzlich von Arktos übersetzt und veröffentlicht.
Dresses philosophischer Ansatz bietet Wege der intellektuellen Befreiung von moralisierenden Dogmen. Weit davon entfernt, Zynismus zu loben, hilft seine Arbeit, die oft trügerische Natur revolutionärer Rhetorik zu entschlüsseln, die trotz scheinbar großzügiger Voraussetzungen häufig zu Konflikten führt.
Antoine Dresse
Buchrezension: Political Realism: Principles and Assumptions (Politischer Realismus: Prinzipien & Annahmen) von Antoine Dresse
Antoine Dresses Politischer Realismus: Prinzipien & Annahmen, übersetzt und veröffentlicht im Jahr 2025 von Arktos Media in Partnerschaft mit dem Institut Iliade, stellt einen tiefgründigen und intellektuell rigorosen Beitrag zum Diskurs über politische Theorie dar. In einer Zeit, in der das Zusammenspiel von moralischem Idealismus und pragmatischer Regierungsführung zunehmend angespannt ist, bietet Dresse den Lesern einen klärenden und unerschrocken realistischen Rahmen zum Verständnis der Natur der Politik. Dieses Werk würdigt nicht nur die Gründerväter des politischen Realismus – Machiavelli, Thomas Hobbes und Carl Schmitt –, sondern schlägt auch einen einzigartigen Weg durch ihr Erbe ein und bietet eine Synthese, die sowohl wissenschaftlich als auch bemerkenswert klar ist.
Von Anfang an demontiert Dresse die tröstliche Illusion, dass gute Ideen naturgemäß zu guter Politik führen. Die Einleitung ist ein Bravourstück, das den Leser herausfordert, das Aspirationale vom Tatsächlichen zu trennen, und zu einer Neubetrachtung der fundamentalen Beziehung zwischen Moral, Theorie und politischer Handlung drängt. Dresses Präzision bei der Kategorisierung von „Ideen“ – als moralische Imperative, Zeitgeister und konzeptionelle Modelle – gibt den Ton für das gesamte Werk vor: sorgfältig, prägnant und darauf bedacht, politische Phänomene in ihrer eigenen Eigenart zu beschreiben.
Eine der stärksten Tugenden des Buches liegt in seiner intellektuellen Genealogie. Dresse betrachtet Niccolò Machiavelli nicht als den Erz-Zyniker der populären Vorstellung, sondern als einen wegweisenden Denker der politischen Technik – beschäftigt mit Handlung, nicht mit Abstraktion. Er stellt Machiavelli als ehrlichen Beobachter der menschlichen Natur dar, der es ablehnte, Moral mit Staatskunst zu vermischen. Dresses Analyse von Der Fürst und den Discorsi ist besonders aufschlussreich, da sie auf Machiavellis methodischen Realismus aufmerksam macht: die Idee, dass politischer Erfolg gnadenlose Aufmerksamkeit für die Umstände und die adaptive Anwendung historischer Einsichten erfordert.
Im Kapitel über Thomas Hobbes diskutiert Dresse das grundlegende Problem von Gehorsam und Autorität. Er kontextualisiert Hobbes' politische Theorie als Reaktion auf die existenzielle Bedrohung durch den Bürgerkrieg und zeigt, wie Hobbes' Leviathan eine notwendige Neuausrichtung der Politik um Sicherheit und Stabilität bot. Anstatt Hobbes' Gesellschaftsvertrag als naiv oder mechanistisch abzutun, würdigt Dresse ihn als ein mächtiges Gedankenexperiment – konzipiert, um die Legitimität der Macht in einer Welt ohne moralischen Konsens zu etablieren.
Carl Schmitts Aufnahme in das dritte Hauptkapitel ist eine zeitgemäße Wahl. Schmitts Werk wird mit wissenschaftlicher Sorgfalt behandelt, wobei seine Betonung der Autonomie des Politischen und der Zentralität der Freund/Feind-Unterscheidung hervorgehoben wird. Dresse scheut sich nicht vor den Implikationen von Schmitts Argument: dass jede Entpolitisierung der Welt – durch Recht, Wirtschaft oder Moral – an sich inhärent politisch ist. Seine Analyse misst Schmitts Kritik am Liberalismus das gebührende Gewicht bei und bietet eine ernüchternde Perspektive, durch die wir unser postpolitisches Zeitalter betrachten können.
Was Politischen Realismus besonders überzeugend macht, ist, dass es ihm gelingt, klarsichtig zu sein, ohne in Zynismus abzugleiten. Dresse versucht nicht, Manipulation oder Rücksichtslosigkeit zu verherrlichen; stattdessen plädiert er für ein leidenschaftsloses Verständnis von Politik als eigenständigem Bereich, der von seiner eigenen Logik bestimmt wird. Dies ist vielleicht die wichtigste Korrektur, die das Buch in einer Ära der ideologischen Verwirrung bietet: die Behauptung, dass die Vermischung von Politik mit Moral, Wirtschaft oder Ästhetik keines davon adelt – sie verschleiert nur die politische Realität und schwächt die Fähigkeit zu effektivem Handeln.
Der Text – meisterhaft übersetzt von Roger Adwan – ist sauber, maßvoll und elegant. Trotz der Dichte an Ideen bleibt das Buch einem breiteren Publikum zugänglich, das sich für politische Philosophie, Geschichte oder Zeitgeschehen interessiert. Die Struktur, die sich logisch durch eine konzeptionelle Progression bewegt, wird durch hilfreiche Fußnoten und Referenzen unterstützt, was es zu einer nützlichen Ressource für Neulinge und erfahrene Theoretiker gleichermaßen macht. Ganz zu schweigen davon, dass das Buch eine leicht verdauliche, kurze und angenehme Lektüre ist.
Politischer Realismus ist ein entscheidender Eingriff in das moderne politische Denken. Er führt Realismus nicht als Doktrin wieder ein, sondern als notwendige Disposition – eine intellektuelle Haltung, die die Grenzen des menschlichen Idealismus und die hartnäckigen, oft unangenehmen Wahrheiten des kollektiven Lebens erkennt. Dabei wiederholt Antoine Dresse nicht nur die Ideen politischer Realisten der Vergangenheit; er revitalisiert sie für eine neue Generation, die den Gefahren der Entpolitisierung und des ideologischen Exzesses gegenübersteht.
Dieses Buch ist ein unverzichtbarer Realpolitik-Leitfaden für Wissenschaftler, Studenten und politische Aktivisten gleichermaßen.
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