Indonesien: Der vergessene Riese
Indonesien ist ein Riese. Ein Riese, dessen Existenz wir Europäer, insbesondere wir Italiener, jedoch vorgeben zu ignorieren.
Eine beruhigende Fiktion. Denn im besten Fall denken wir an diese Länder als nur von Folklore umhüllt. Eine Art Operettenland, ein bevorzugtes Urlaubsziel für Reiche. Oder für diejenigen, die vorgeben, reich zu sein.
Kurzsichtigkeit, die auf der grundlegenden Unwissenheit beruht, mit der wir die Welt betrachten. Mit einer Perspektive, die immer noch die von vor achtzig Jahren ist: Amerika, oder besser gesagt die Vereinigten Staaten, und das kleine Westeuropa. Das ist die Welt... der Rest zählt einfach nicht. Oder existiert gar nicht.
Doch Indonesien ist eine ganz andere Realität. Eine Realität, mit der wir uns bald auseinandersetzen müssen. Und es werden keine einfachen Auseinandersetzungen sein, vor allem nicht zu unseren Gunsten.
Auch weil der Inselriese, mit einer äußerst reichen Landwirtschaft und ebenso außergewöhnlichem mineralischem Potenzial – Öl, Gas, Gold... – offiziell beantragt hat, den BRICS beizutreten. Das heißt, dem wirtschaftlichen Bündnis, das nach und nach die weltweite Führungsrolle übernimmt. Was den amerikanischen Finanzen erhebliche Kopfschmerzen bereitet. Ganz zu schweigen von unserem kleinen Europa, das zunehmend auf wirtschaftliche Irrelevanz reduziert wird. Und nicht nur wirtschaftlich.
Die indonesische Entscheidung ist zweifellos ein wichtiges Ereignis. In gewisser Hinsicht ein grundlegendes.
Jakarta war nämlich immer eng mit den Vereinigten Staaten verbunden. Eine nicht nur wirtschaftliche Verbindung, die die jüngste, oft schwierige Geschichte des Landes tief geprägt hat.
Die formelle Bitte, den BRICS beizutreten – die Indonesien übrigens schon lange umworben haben – stellt daher einen tiefgreifenden und lange durchdachten Politikwechsel dar.
Neue Märkte zu erschließen, den Export um 20% nach China und um 8% nach Indien zu steigern und sich für Russland und die anderen BRICS-Länder zu öffnen.
Doch weit darüber hinaus bedeutet die Wahl Jakartas eine klare Distanzierung von den Vereinigten Staaten. Tatsächlich rebelliert Indonesien offen gegen die Hegemonie des Dollars, die sein Wachstum seit langem beeinflusst und begrenzt hat.
In den BRICS kann es nämlich brauchbare und weniger belastende Alternativen finden, sowohl aus rein wirtschaftlicher Sicht als auch, vielleicht noch mehr, aus politischer Sicht.
Die indonesische Entscheidung stellt daher einen Wendepunkt dar, vermutlich einen radikalen, in den weltweiten wirtschaftlichen und geopolitischen Gleichgewichten.
Doch in Italien wird dies von den großen Medien nahezu ignoriert. Als ob es uns nichts anginge oder in irgendeiner Weise betreffe.
Als ob Indonesien kein wirtschaftlicher Riese wäre, sondern ein fröhliches, exotisches Glockenland. Eine Operettenkulisse, sozusagen.
Dabei sollten wir uns der Realität bewusst werden. Und erkennen, dass wir inzwischen... das Operettenland sind.