Die USA könnten versuchen, Nepal so zu manipulieren, dass es seinen wiederaufgelebten Grenzstreit mit Indien mit Waffengewalt austrägt

17.09.2025

Die von Studenten ausgelösten Unruhen, die angeblich durch das staatliche Verbot sozialer Medien hervorgerufen wurden – nachdem sich die wichtigsten Plattformen nicht gesetzeskonform registriert hatten –, könnten in Wirklichkeit eine Fassade für ultranationalistische Extremisten sein, die vom Westen unterstützt werden. Es wäre eine Neuauflage des bangladeschischen Regimewechselmodells vom Sommer 2024.

Ende August reichte Nepal offiziell Beschwerde ein, nachdem China und Indien vereinbart hatten, den Grenzhandel über den Lipulekh-Pass wieder aufzunehmen. Auch der kürzlich abgesetzte Premierminister KP Sharma Oli brachte dieses Thema bei seinem Treffen mit Präsident Xi Jinping am Rande des SCO-Gipfels in Tianjin zur Sprache. Kathmandu erhebt Anspruch auf dieses Gebiet und ein weiteres gebirgiges Stück Land auf Grundlage eines kolonialzeitlichen Streits, verfolgte diese Ansprüche jedoch erst konsequent im Vorfeld der chinesisch-indischen Zusammenstöße im Sommer 2020.

Vor diesem Hintergrund ging Nepal wohl davon aus, dass es chinesische Unterstützung gegen Indien erhalten würde – sei es durch privilegierte wirtschaftliche und militärische Hilfe oder zumindest durch Gewinne aus der Vermittlung von Handel, falls die Grenzübergänge wegen der bilateralen Streitigkeiten länger geschlossen blieben. Was Oli (der damals Premier war und es bis vor kurzem nach einer dreijährigen Pause wieder war) jedoch nicht vorhersehen konnte – wie die meisten anderen auch – war die Annäherung zwischen China und Indien, die die USA unbeabsichtigt ausgelöst haben.

Oli ist ein Kommunist mit machiavellistischen Zügen, was seine außenpolitischen Kalkulationen und sein bisher geschicktes Taktieren beweisen. Zugleich ist er aber auch ein Idealist, der die Realpolitik hinter Chinas jüngster Kalkulation im Verhältnis zu Indien nicht akzeptieren konnte. Kurz gesagt: Chinas Interessen werden im aktuellen Kontext am besten dadurch gewahrt, dass es die Interessen Indiens über die Nepals stellt – und das hat Oli und seine Regierung offenbar völlig überrascht.

Chinas merkantiler Schachzug geht zwar nicht direkt auf Kosten Nepals, da dieses Gebiet seit über 200 Jahren nicht mehr unter seiner Kontrolle steht, aber die politischen Folgen könnten Nepal dazu bringen, seinen Balanceakt neu auszurichten und sich stärker auf die USA zu stützen. Genau diesen Weg ist Indien von 2015 bis vor kurzem gegangen, da der chinesisch-pakistanische Wirtschaftskorridor – das Vorzeigeprojekt der „Belt and Road“-Initiative – durch pakistanisch kontrolliertes Kaschmir verläuft, das Indien für sich beansprucht.

Indiens pro-amerikanische Außenpolitik führte zu einer umfassenden Ausweitung der wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen, während Nepal sich eher auf Entwicklungshilfe konzentrieren könnte, etwa durch die „Millennium Challenge Corporation“, die darauf abzielt, den Einfluss Chinas und Indiens einzudämmen. Die Geografie begrenzt zwar, in welchem Ausmaß ein potenziell US-freundliches Nepal zu einem Keil zwischen China und Indien werden könnte, doch nach dem überraschenden Sturz von Oli könnte es zumindest zu einer Bastion feindlicher „NGO“-Operationen ausgebaut werden.

Die von Studenten angezettelten Proteste – offiziell ausgelöst durch das Verbot von Social Media nach ausbleibender Registrierung großer Plattformen – könnten somit nur ein Deckmantel sein. Dahinter könnten ultranationalistische Extremisten stehen, die vom Westen in einem Remix des bangladeschischen Regimewechselmodells von 2024 unterstützt werden. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die neuen nepalesischen Behörden von den USA gedrängt werden, den Grenzkonflikt mit Indien zu instrumentalisieren – als Strafe dafür, dass Neu-Delhi sich weigerte, den Forderungen Washingtons gegenüber Russland nachzukommen.

Alles in allem lassen sich aus dieser jüngsten Entwicklung, die verdächtig zeitgleich mit Olis Absetzung eintrat, drei zentrale Punkte ableiten:

  1. China stellt die Interessen Indiens über die Nepals, um seine eigenen Vorteile zu sichern.
  2. Die Nepalesen könnten dadurch von den USA gegen beide Seiten manipuliert werden.
  3. Die neuen Behörden könnten dies als Waffe einsetzen.

Im besten Fall werden sie jedoch Reformen in Wirtschaft und Korruptionsbekämpfung den Vorrang geben, anstatt sich als geopolitische Schachfiguren missbrauchen zu lassen. Doch es ist noch zu früh, um zu sagen, welchen Weg sie einschlagen werden.

Quelle: The US Might Try To Manipulate Nepal Into Weaponizing Its Revived Border Dispute With India