Wenn den Iran fällt, droht uns ein Atomkrieg: Dugin nennt eine Ausweg für Russland

09.07.2025

In der ersten Phase hat Israel tatsächlich einen vernichtenden Schlag gegen den Iran geführt. Es hat seine militärische Führung und viele Wissenschaftler ausgelöscht, was die militärische Stärke der Islamischen Republik erheblich geschwächt hat. Es schien, als würde dieser schnelle, ohrenbetäubende und verräterische Angriff das Schicksal des weiteren Konflikts entscheiden. Viele glaubten das, weil der Schlag wirklich unglaublich war: Israel war im Inneren Irans. Israels Netzwerke, Einflussagenten, durchdrangen die iranische Gesellschaft. Es ist unmöglich zu erklären, wie die Vorbereitung eines solchen inneren Angriffs überhaupt möglich gewesen sein könnte.

Ähnliches ist kürzlich auch teilweise in Russland passiert. Ich meine die Angriffe auf unsere Nukleartriade, organisiert von inoffiziellen Terrorzellen innerhalb unseres Landes. Die Ähnlichkeit ist frappant. Zielgerichtete, punktuelle Angriffe (meist aus dem Inneren), basierend auf totaler Überwachung und Eindringen in die Gesellschaft.

Was passiert ist, ist ein Beispiel für alle Länder. Man muss sehr aufmerksam sein und wachsam gegenüber feindlichen Netzwerken in jeder Gesellschaft: in den USA, Europa, im Islam, in Indien – egal wo. Wenn etwas schiefläuft, kann der Feind von innen angreifen. Die Lektion ist, dass wir alle sehr vorsichtig sein müssen, vor allem in Bezug auf Netzwerksicherheit, unsere Telefone, Messenger etc. Denn wenn Israel die Möglichkeit hat, auf einen Schlag einen großen Teil der iranischen Führung zu zerstören, dann können in Zukunft unsere Feinde (wer auch immer sie sind) mit einem einzigen Schlag die russische politische Führung, Wissenschaftler, Intellektuelle, Ideologen und zugleich ihre Familien vernichten. Deshalb, wenn wir jetzt nicht sofort ernsthafte Maßnahmen zum Schutz unserer Souveränität ergreifen – auch gegen solche Netzwerkeindringe –, wird es zu spät sein.

Aber man darf auch nicht übersehen, dass der Iran sich nach dem ersten Schlag wieder gefasst hat, die Kräfte gesammelt und einen ziemlich ernsthaften Gegenschlag gegen Israel ausgeführt hat. Der israelische „Eiserne Dom“ war nicht so perfekt wie gedacht. Jedes Luftverteidigungssystem hat Schwachstellen, und der Iran hat sie erkannt. Schließlich konnte Israel sich ein bisschen wie Gaza fühlen. Und sofort begann man die alte, lange bekannte Lied zu singen, das die Palästinenser seit langem mit Weinen und Blut singen:

„Hört auf, die Zivilbevölkerung zu zerstören, hört auf, Krankenhäuser zu bombardieren, hört auf, den Völkermord zu beenden.“

Die Israelis, die nur einen kleinen Teil dessen erlebt haben, was die Araber in Gaza durchmachen, haben sofort geschrien. Was die Moral betrifft, überlasse ich andere. Aber Fakt ist: Die Iraner beginnen, ins Schwarze zu treffen.

Israels Netzwerke, Einflussagenten, haben die iranische Gesellschaft durchdrungen. Es ist unmöglich zu erklären, wie eine solche innere Vorbereitung überhaupt möglich gewesen sein könnte.

Vor diesem Hintergrund fragen sich viele: Warum schweigt China? Aber das überrascht nicht. China schweigt in der Regel und wartet, bis die anderen die Kastanien aus dem Feuer holen, um dann von deren Anstrengungen zu profitieren. China hat die russische Seite im ukrainischen Konflikt konsequent unterstützt, ohne bestimmte Grenzen zu überschreiten, genau so auch im Hinblick auf den Iran. Man sollte nicht erwarten, dass China für jemand anderen eintritt, außer für seine eigenen Interessen. Es leistet eine gewisse infrastrukturelle, politische, vielleicht auch wirtschaftliche Unterstützung für den Iran. Aber grundsätzlich handelt China nur für sich selbst.

Doch grundsätzlich ist das Ziel Israels und der amerikanischen Neokonservativen im Iran, eine sogenannte Regime-Change-Operation durchzuführen und eine pro-amerikanische Marionettenmonarchie anstelle der schiitischen Führung, die Pahlavi-Nachfolger, an die Macht zu bringen – was nahezu unmöglich ist.

Nach meinen Informationen unterstützen etwa 70 % der iranischen Bevölkerung das aktuelle Regime voll und ganz. Doch von den übrigen 30 %, die kritisch gegenüber der Ayatollah-Regierung sind, sind die meisten iranische Nationalisten. Deshalb wird niemand im Iran einen Marionettenkönig akzeptieren, der keine Legitimität hat. Derzeit gibt es in der Islamischen Republik nur zwei Kräfte: die dominierende schiitische und eine eher säkulare, nationalistische. Und alle sind einhellig gegen Israel. Es besteht also kein Zweifel, dass der Iran bis zum Ende standhalten wird.

Natürlich ist Russland daran interessiert, dass der Iran durchhält. Auch wenn wir in dieser Situation nicht mehr voll intervenieren können, ist diese Möglichkeit verloren, obwohl ich persönlich einen Vorschlag für einen russisch-iranischen Verbündetenstaat nach dem Vorbild von Russland und Weißrussland gemacht hatte. Wenn der Iran fällt, ist das ein Sieg der amerikanischen Neokonservativen (die aktiv die Beteiligung Amerikas auf Seiten Israels im Krieg gegen den Iran fordern, genau die Neokonservativen, die den Krieg gegen uns initiierten). Und dann sind wir die Nächsten, gefolgt wahrscheinlich von China. Daher: Achtung! Wenn Israel mit Unterstützung der USA schnell gewinnt und der Iran fällt, droht uns ein Atomkrieg.

Viele fragen sich: Sollte Russland aktivere Maßnahmen in der Ukraine ergreifen? Tatsächlich sollte diese Frage gar nicht erst gestellt werden. Wir haben ein einzigartiges Fenster der Gelegenheit, die Chance, die sofort genutzt werden muss. Und hier sollte man eher andere Fragen stellen: Haben unsere Truppen Sumy genommen? Ist Charkiw belagert? Ist Odessa unter Beschuss? Gehen wir auf Kiew zu? Jetzt ist die Zeit für einen schnellen Angriff. Wenn wir diese Gelegenheit nicht ergreifen, müssen wir sie dringend schaffen. Jeder Tag Verzögerung bei unserem Vormarsch auf Kiew, bei der Einnahme Kiews und damit beim Ende dieses Krieges ist wie der Tod.

Worüber kann man heute noch verhandeln? Über nichts außer einem sofortigen, schnellen Vormarsch. Darauf darf man nicht einmal mehr denken. Ich hoffe, unsere Führung ist sich dessen voll bewusst, denn ein schneller Vormarsch in der Ukraine ist unvermeidlich. Das ist im Lauf der Dinge so vorgesehen. Die einzige Frage ist: Folgen wir wirklich diesem Lauf? Das werden wir sehr bald sehen.